Donnerstag, 22. August 2019

Schwierige Schlafplatz-Suche

Das war meine Schlafwiese! Super habe ich dort geschlafen, frisch und gut erholt beginnen wir den Tag in aller Seelenruhe. Erster Höhepunkt ist der Col des Champs mit knapp über 2000 m - oben angekommen möchte ich etwas außergewöhnliches tun une einen lauten Freudenschrei von mir geben. Das gelingt mir auch, sonderbarerweise werde ich damit auch sofort sehr traurig. Die Lisl kann meine Stimmung aber schnell wieder heben, indem sie dem nächsten Pass, dem Col d'Allons entgegenschwingt. Eine breite Straße führt durch mehrere Touristenorte hinauf, wird dann aber schmaler, eben eine üblich "kleine" Passstraße mit akzeptablem Verkehr. Ein kurzes Päuschen oben auf dem Pass mit einem Rundumblick. Was gibt es hier auf 2244 m furchtbar viele Grashüpfer!
Zurück in's Tal des l'Ubaye, der oberhalb zum riesigen Lac de Serre-Poncon aufgestaut ist. Wir umrunden ihn vollständig, da ich eigentlich in die andere Richtung möchte. Aber nicht ohne dabei noch ein paar Pässe einzubauen. Hier finden wir wirklich Miniatursträßchen, die sich in abenteuerlich engsten Kehren hinaufwinden. Ich wollte "Kehrentraining"? Ja, das kann ich hier zur Genüge bekommen. Es fehlt noch etwas an der Instruktion, aber wir mogeln uns schon durch, schließlich sind wir hier absolut komplett alleine! An der Nordspitze des Sees kreuzen wir den letzten Ausläufer - ich spüre die herrlliche Frische und Kühle des Wassers. Der Rückweg auf der anderen Seeseite führt durch einen Nationalpark und bietet tolle Ausblicke auf den tief türkisblau strahlenden See.



Die Mittagspause (fanzösischen Brot, Salami, Tomate & Zwiebel) am frühen Nachmittag findet heute in einem kleinen Ort statt, der einfach alles bietet, was ich gerade brauche. Eine Sitzgarnitur neben einem Brunnen, tolle Aussicht auf einen klaren Bergsee und ein Toilettenhäuschen. Ich beobachte, wie ein Motorradfahrerpäärchen vor dem See posiert und eine Frau sich anbietet, ein Foto zu machen. Kurz danach spricht sie auch mich an und erzählt, dass sie ja auch Motorradfahrerin ist und auf Korsika wohnt. Nur das Moped hat sie jetzt grad natürlich nicht dabei - etwas seltsame Frau. Ein junger Mann schleicht um die Lisl, begutachtet alles ganz genau und gibt den Daumen hoch. Dann erzählt er, dass der bald mit einer 500er-Honda eine Geländetour durch die Alpen machen will und bittet mich um gute Tips.

Der Col de la Bonette (2802 m) soll für heute mein letztes Ziel sein. Auf dem Weg nach unten möchte ich mir einen Schlafplatz suchen. Ich war schon mal auf dem Pass, aber das ist lange her. Schön und kurvenreich schlängelt sich die Asphaltstraße hinauf. Der Verkehr hält sich in Grenzen, dafür wird es kühler. Noch ist es angenehm. Dann fallen ein paar Regentropfen. Gelegentlich ist die Straße naß - wir lassen uns nicht beeindrucken und schrauben uns weiter in die Höhe. Oben angekommen haben sich eine ganze Reihe Motorradfahrer versammelt, allen anscheinend in der Gegenrichtung unterwegs. Die Lisl wird auch hier bestaunt und fotografiert. Ein nettes älteres Päärchen spricht mich an und schießt ein Foto von der Lisl und mir. Wir unterhalten uns ein Weilchen nett, reden Benzin und Kilometer.


Ist sie nicht ein tolles Moped, meine Lisl? Man sitzt ja nicht AUF ihr, sondern IN ihr. Und da sitzt man doch so wohlig, komfortabel und sicher wie in Abrahams Schoß!

Nach und nach fährt jeder seiner Wege. Hier oben ist es schon toll, es gibt phantastische Ausblicke in und über die Bergwelt sowie den sich dahinschlängelnden Asphaltwurm. Irgendwann erreichen wir wieder die Baumgrenze, ohne dass ein passendes Plätzchen aufgetaucht wäre. Das Tal ist steil, die Berge eng - auch hier findet sich folglich nichts Gescheites. Dann beginnen die Ortschaften wieder - im Vorgarten können wir ja schlecht zelten. An halbwegs einladenden Wiesen steht "privat" und auch steile Nebensträßchen enden nur in Hofeinfahrten. Nächster Versuch. Die Straße biegt nach Westen in die Berge ab und steigt steil an, endet aber (zumindest vorerst) nicht. Ein wunderschönes Sträßchen, aber kein Zeltplatz. Wieder ein paar Häuser. In der Ausweichbucht einer Kehre möchte ich äußerst ungern übernachten! Wir kommen wir an einen kleinen Marktplatz mit Kirche, ein Sperrschild an der Straße: in 1 km ist gesperrt. Bis zum bitteren Ende werde ich fahren, denn zurück ist keine Option. Auf meiner eigentlichen Route liegen immer mehr Ortschaften, große Straßen, Verkehr vor mir und - last but not least - dunkle Regenwolken! Ganz am Ende der Straße parken ein paar Autos, hinter einem Kieshaufen gibt es noch ein kleines Stück Schotterweg. Da wird das Zelt jetzt aufgebaut. Sch...egal wie hart und steinig der Untergrund ist. ich fackle nicht mehr lange. Die dunklen Wolken grummeln schon nach Donner. Ruck zuck steht das Zelt, auch wenn hier natürlich keine Häringe halten. Falls es regnen sollte, gibt das eine üble Schlammschlacht. Drückt mir die Daumen!




Blog? Kein Netz!


Col des Champs - Col d'Allons - Lac de Serre-Poncon - Col de la Bonette

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