Sonntag, 18. August 2019

TMS

Punkt 8 Uhr weckt mich die Kirchturmuhr. Bis ich alles erledigt, meine Übungen gemacht und alles zusammengeräumt habe, dauert es einfach. So wird's halt wieder 10! Eine Sommergrippe hat mich fest im Griff: Schwindel, Husten, Triefnase, Halsschmerzen, Nießen....wäre ich ein Mann, wäre meine Diagnose "TMS" (tödlicher Männer-Schnupfen). Als Frau darf ich aber auch ein bisschen leiden, oder wenigstens nicht ganz so übermütig sein wie sonst. Langsam vorbeifahrende Autofahrer schauen manchmal, manchmal auch seeehr neugierig, aber keiner hält an oder sagt was. Für den Dienstag abend muss ich mir in Nizza wohl ein Zimmer nehmen, nachdem ich von Couchsurfing nur Absagen bekommen habe.

Balduin, Balduin, wo führst Du uns hin?  Wir machen extra einen Abstecher zu einer angekündigten Tankstelle, da ist aber weit und breit nichts! Auch die nächste Tankstelle, die zum Glück am Weg liegt, kann ich nicht finden. Nun wird's eng. Die Lisl läuft schon auf Reserve und die nächste Chance ist ein Abstecher von je 12 km (hin und zurück). Diesmal klappt es zum Glück! Der Automat akzeptiert allerdings keine Karten, also kann ich nur mit einem Fuffziger tanken. In der Ortsmitte ist ein kleiner Marktstand mit Obst und Gemüse aufgebaut. Das ist super, da hol ich mir gleich was. Die große Nektarine will mir der junge Mann schenken, aber zusammen mit 5 kleinen Tomaten darf ich dann doch bezahlen - 50 ct! Da lacht das Schwabenherz.

Eigentlich ist die Strecke sehr cool, wirklich total kurvig! Und die Sträßchen sind teilweise so klein, kleiner geht's nicht mehr. Allerdings ist der Belag heute ziemlich mau. Mein HfMf-Freund würde sich wieder echauffieren, zwischen dem aufgebrochenen Asphalt wächst schon teilweise Gras. Schlaglöcher gibt es in jeder erdenklichen Größe. Die Lisl meistert alles mit Bravour - selbst über Sprungschanzen mitten in der Serpentine tänzelt sie elegant hinweg. Sie muss heute viele und böse Schläge einstecken und kommt aus den Kniebeugen überhaupt nicht mehr heraus. Ich sitze in Trance obendrauf und lass mich treiben und tragen. Mein glasiger, fiebriger Blick schafft es gerade mal, die Lisl auf der Straße zu halten. Bei den Nieß-Attacken fliegen wir eben blind. Ich bin heute nicht ganz da - mit mir kann man heute alles machen. mein Kopf ist leer und alles läuft automatisch ab - Motorradfahrer-Routine. Den ganzen Tag tobt in meinem Körper der Kampf zwischen Bazillen und Immunsystem. Die Nase trielt wie ein Brunnen. Am Nachmittag habe ich manchmal kurz das Gefühl, als ob das Immunsystem die Oberhand bekäme. Dann gibt es lichte Momente, mein Blick wird klar und mein Kopf kann sich konzentrieren. Leider nur von kurzer Dauer....

Die Straße folgt lange einem sehr engen und kurvigen Tal.Ganz tief unten im weißen Geröllbett schlängelt sich ein Fluß entlang. Jetzt führt er kaum noch Wasser, aber die Einheimischen lockt das türkisblaue Rinnsal dennoch. Zu Hunderten klettern sie das steile Ufer hinunter, um sich unten zu sonnen und zu baden. Irgendwann kreuzen wir den Fluss, dann führt der Weg wieder das ganze Tal zurück. Lustig.

In den Alpen sind wir zwar schon lange nicht mehr, aber Pässe gibt es hier auch, z.B. den Passo Tomarlo mit ca. 1400 m. Ich lasse es mir nicht nehme, einen Abstecher zu Teos Wohnung zu machen, auch wenn er nicht da ist. Herrlich woht er - in einem ganz kleinen Dorf auf der Anhöhe.
Ich muss etwas auf die Entfernung achten, wenn ich am Dienstag in Nizza sein will. Eigentlich ist es ja nicht weit: Genau - Nizza, ca. 200 km. Mein Navi macht aber aus einer Reihe von Wegpunkten, die über Luftlinie verbunden sind und mit 190 km angegeben werden gleich mal 500 km!!! Das sind eben die Kurven. Und dabei gibt's einen Schnitt um die 40 km/h. Da muss ich was ändern.

Direkt in der Serpentine biegen wir in einen kleinen Feldweg ein. Hinter einer nicht gemmähten Wiese findet sich, gut versteckt, ein schönes ebenes gemähtes Plätzchen - hier bleiben wir! Eine Dusch täte meiner Schönheit mittlwerweile sicher keinen Abbruch, aber die muss wohl noch 2 Tage warten, bis Nizza. Zum Abendessen gibt es heute kleingeschnittene Tomaten mit Salamistückchen in Couscous. Am Abend wird es dann doch recht frisch und irgendwo kommt Feuchtigkeit her, so daß ich mich entschließe, das Überzelt noch "schnell" drüberzuwerfen. Nun ist es kuschelig. 2 Käuzchen unterhalten sich...



Quer durch Italien...

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