Samstag, 31. August 2019

Wo ist der Pass?

Über Nacht hat sich die gesamte Fauna der Umgebung bei mir versammelt: abgesehen von den Ameisen - Spinnen in allen Farben und Größen, sogar in die Stiefel sind sie eingestiegen; aus den Kleidern springt ein Grashüpfer und im Zelt-Packsack ringelt sich eine Baby-Schlange (ich habe nicht näher untersucht, welche Sorte das war).
Balduin vermeidet - wie gewünscht - soweit möglich die Hauptstraßen. Da die Nebenstraßen aber meist als Radwanderweg ausgewiesen sind, müssen wir sie uns eben mit denen teilen. Das kenne wir ja schon. Dummerweise entpuppt sich einer von Balduins Vorschlägen jedoch als reiner Radweg, aber da ist es schon zu spät und es gibt keinen Ausweg mehr. Bis zum Ende fahren wir ihn, ganz vorsichtig und mit schlechtem Gewissen. Schimpftirade müssen wir uns jedoch nur ein einziges Mal anhören. In der nächsten Ortschaft möchte Balduin mal wieder durch eine Fußgängerzone - dieses Hindernis schaffen wir über kleinste Gässchen und Hinterhöfe.

Heute finde ich sogar einen Bäcker, in einem Supermarkt. Der hat ja richtig große Auswahl - ach ja, wir sind ja in Österreich. Da sollte ich auch mal wieder für wenig Geld tanken. Aber die Tankstelle ist total überfüllt; Lisl, da musst Du noch ein wenig warten. Der Reschenpass stand in der Routenplanung. Aber der kommt und kommt nicht. Die Straße führt in mäßigen Kurven leicht abwärts - das war's also schon? Wir haben "oben" auf dem Pass unbemerkt übernachtet, ach war das unspektakulär.

Gemütlich genießen wir weitere kleine Wege, bis die Lisl Hunger bekommt, da brauchen wir ja jetzt doch eine Tankstelle. Die befindet sich natürlich an der Hauptstraße, die hier eigentlich eher eine Schnellstraße ist. Da wir in falscher Richtung aufgefahren sind, dauert es seine Zeit, bis wir wenden können, dann tanken wir natürlich randvoll und gutgelaunt schleichen uns wieder auf unsere Abwege. Hier geht's uns wieder gut. Bis Landeck läuft es. Der Verkehr wird natürlich dichter, aber es ist noch gerade so erträglich. Die Welt wird einfach zu klein.... Dann möchte ich noch eine Schleife über die Silvretta Hochalpenstraße einbauen. Nach einigen Kilometern dann das häßliche Schild "gesperrt". Mist!

Und jetzt? Welche Kurven können wir denn noch einbauen? Ich habe mich bei einem alten Bekannten angemeldet, der wohnt praktisch auf meiner Route. Aber da kann ich nicht schon am frühen Nachmittag auftauchen. Balduin, sag mir doch noch ein paar Kurven? Flexenpass? Oh ja, der fühlt sich nochmal gut an. Oben ist eine nette kleine Hütte mit Bewirtschaftung. Der Bedienung ist wirklich sehr nett und zuvorkommend, dummerweise bringt er zwar das bestellte Trinken, aber nicht die Suppe. Tja, dann hab ich eben wieder was gespart - freut sich der Schwabe.
Heute morgen kam mir die Fahrzeugschlange entgegen, jetzt bin ich selbst mittendrin. Nichts ist schlimmer, als ein Fahrzeug, hinter dem Du festklebst oder jemand, der Dir im Nacken sitzt. Da kannst Du die Berge, die Landschaft oder die Kurven nicht genießen. Zumal mein Vertrauen in Lisls Vorderradbremse massiv abnimmt. Zu allem Frust müssen diese beiden Ravensburger Cabrio-Zockler jetzt auch noch die selbe Nebenstraße nehmen, die Balduin vorschlägt. Da hilft nur eine Biopause, die den Schleichern genügend Vorsprung gibt, damit wir ungehindert die wunderbaren Kurven genießen dürfen. Egal wie sehr mich der Verkehr nervt, den Duft des frischen Heus, des  Harzes von im Sägewerk wartenden Bäumen oder frischen Holzfeuer kann mir keiner nehmen! Diese Düfte versöhnen mich wieder.

Am späten Nachmittag treffe ich bei Josef & Claudia ein und werde freundlich aufgenommen.


Reschen - Silvretta - Flexenpass - Riedbergpass - Kempten

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